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Protokoll der Jahrestagung
23.01.2002
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PROTOKOLL DER JAHRESTAGUNG DER SCHÜLERBERATER/INNEN
10./11.1.2002 Semriach


Programm

 


10.1.  
10.00 – 12.00 · Erfahrungsaustausch· Themen der Schulpsychologie Dr. Zollneritsch
14.30 – 16.30 Lese- und Rechtschreibschwäche Dr. Zollneritsch und Team
17.00 – 18.30 Erfahrungsaustausch mit und Informationen der Behörden durch LSI Mag. LiebscherBericht von der Bundes-ARGE-Leitertagung Mag. LiebscherMag. Jug
11.1.  
9.00 – 12.00 Begabtenförderung Dr. RuckerDr. Zollneritsch
14.00 - 16.00 Informationen über neue Fachhochschulstudiengänge in der Steiermark und über die Berufspädagogische Akademie VertreterInnen der Fachhochschulen und der BPA


ACHTUNG: neuer Termin für die Dienstbesprechung Montag, 15.4.2002, 10.00 Uhr

 

Erfahrungsaustausch

Positiv an der Tätigkeit wurde im letzten Schuljahr erlebt:
· Nach vierjähriger Tätigkeit als Schülerberater wahrgenommen und kontaktiert zu werden
· Dass viele SchülerInnen mit Lern- und persönlichen Problemen kommen
· Positive Erlebnisse bei Kontakten mit Institutionen der Wirtschaft und Beratungsinstitutionen
· Lernwerkstätte als Ausbildungsberatung

Negativ an der Tätigkeit wurde im letzten Schuljahr erlebt:
· Zu wenig Zeit für Problemberatung
· Als Schülerberaterin ist man „Mädchen für alles“ – Öffentlichkeitsarbeit, Folder erstellen, Elternabende etc. => zu wenig Zeit für die Beratung
· Vorwurf, dass man Schuld ist, wenn sich SchülerInnen abmelden oder sich zu wenige anmelden
· Man ist „Briefträger“
· Man ist durch Klagen der SchülerInnen oder Eltern über KollegInnen überfordert
· Dadurch, dass psychische Probleme zunehmen hat man immer mehr Problemberatung, für die Ausbildungsberatung bleibt zu wenig Zeit
· Durch den SchülerInnenrückgang ist Beratung über BHS im Kollegium unerwünscht
· Es laufen schon so viele Projekte an der Schule, dass eine Lernwerkstätte nicht mehr untergebracht werden kann

Dr. Zollneritsch:

· Immer mehr Jugendliche haben keinen Ansprechpartner => es gibt immer mehr Leistungs- und Verhaltensprobleme. Insofern ist es wichtig, dass sie im Schulhaus die Möglichkeit haben, jemandem ihre Probleme mitzuteilen.
Es ist nicht die Aufgabe der LehrerInnen, therapeutisch zu arbeiten.
Es kann ein Fehler sein, zu viel Zeit zu investieren. Devise: „Hilfe zur Selbsthilfe“.
Oft sind die Probleme auch nicht lösbar. Es ist aber wichtig, dass Menschen in Problemsituationen gefordert werden. Es ist nicht das Ziel, einen Schutzmantel auszubreiten.
· Suchtproblematik:
Es herrscht eine hohe allgemeine Betroffenheit. In den Schulen ist die Suchtproblematik aber nicht zu finden. Im letzten Schuljahr wurde nur ein einziger Fall von Sucht der Behörde gemeldet.
Die SchulleiterInnen haben die Pflicht, bei Verdacht zu handeln.
Das Problem wird voranschreiten. Die Hauptbetroffenen sind die 10- bis 15-Jährigen.
Drogenexperten bezeichnen Graz als Klein-Zürich.
Teilweise kommt ein Druck von den Eltern. Sie fordern Prävention in der Schule.
Die Peer-Group-Education hat eine hohe Akzeptanz.
Der Handlungsleitfaden für Problemsituationen wird neu aufgelegt, per Erlass bekannt gemacht und an die SchülerberaterInnen geschickt. (Wunsch: namentlich)
Die ARGE wird dieses Thema im nächsten Jahr ins Fortbildungsprogramm aufnehmen.
· Frau Monika Lackner ist die Nachfolgerin von Frau Weichsler, Nst 1104.
· Auf der Homepage des Landesschulrates finden sich immer aktualisierte Serviceangebote.
Homepage der Schulpsychologie bundesweit: www.schulpsychologie.at. Hier ist auch eine Seite für die Schülerberatung eingerichtet.

· Schülerströme 00/01 auf 01/02 in der Steiermark:

4./5. Schulstufe  
Von der Volksschule:

8./9. Schulstufe

Von Haupt/Realschule oder AHS:  

 weiterer Trend: von den BMHS in die Fachhochschulen.
Behaltequote: In Graz besuchen 71 % der AHS-SchülerInnen eine AHS-Oberstufe oder ein BORG, in der restlichen Steiermark 55 %, wobei es hier regional sehr große Unterschiede gibt.
Somit ist es zur Schwerarbeit geworden, SchülerInnen an einer AHS zu halten.

· Schulwahl nach der Volksschule ist stark vom Schulweg abhängig. Beim Übertritt kommt es zu einer Überbetonung der Noten.
· SchülerInnen gehen gern in die Schule, sie haben aber, ebenso wie die Eltern, große Angst vor Schularbeiten, und zwar ab der vierten Klasse Volksschule. Der Grund dafür ist die Angst vor schlechten Noten. Die Folge ist, dass die Eltern sehr viel mit ihren Kindern lernen. Über 50 % lernen für die Schularbeiten auswendig.
Eltern in ländlichen Regionen haben einen höheren Leistungsanspruch an ihre Kinder.
· PISA-Studie
weltweit für 15- bis 16-Jährige durchgeführt.
Österreich liegt in der Lesekompetenz an 9. Stelle, was über dem Durchschnitt ist. Trotzdem können 4 % der ÖsterreicherInnen nach der 8. Schulstufe fast nicht lesen, 10 % sehr schlecht und 22 % schlecht. Als Lesekompetenz wurde Zurechtfinden in Situationen des täglichen Lebens nach schriftlichen Anweisungen definiert.
Daraus ergibt sich die Forderung, dass man immer wieder erheben müsste, wo die SchülerInnen stehen.
Mädchen sind signifikant besser als Buben, die ganze Schulzeit hindurch bis zum Abschluss des Studiums. Nur dann haben sie die schlechteren Berufschancen.
· Günstig ist es, ab der ersten Klasse eine Lernberatung mit einer Schullaufbahnberatung zu kombinieren und die Kinder auf die für sie günstigen Schulen hinweisen, statt sie mit zu schleppen.

Lese- Rechtschreibschwäche

Jedes Kind durchläuft folgende Stufen:
1. logographemische Stufe
Stufe der Bilderschrift
Damit kommen die Kinder i.a. in die Volkschule
Erkenntnis: Zeichen bedeuten etwas.
Strategie: Merken von Buchstabenfolgen als visuelles Muster
noch nicht erkannt: Laut-Buchstaben-Konsistenz
2. alphabetische Stufe (phonemische Stufe)
Stufe des lautgetreuen Schreibens
Strategie: Kinder sprechen sich die Wörter vor und schreiben sie dann nach
Einsicht: Buchstaben sind Symbole für Laute
Oft schreiben die Kinder in Konsonantenschrift. Die Perfektionierung ist die vollständig lautgetreue Schreibung, mit falscher Orthographie.
Dauert normalerweise die ganze erste Klasse
3. orthographische Stufe – Stufe des Rechtschreibens
Erkenntnis: Wortklang und Schreibung weichen oft voneinander ab
4. morphematische Stufe
Erkenntnis: alle Wörter sind aus Wortbausteinen gebildet

· Schwache RechtschreiberInnen haben als Strategie nur das Hören der Wörter, was ungeeignet ist.
Alle Kinder beginnen, wenn sie dürfen, mit dem lautgetreuen Schreiben. Das ist allerdings i.a. in der VS verboten, Fehler werden angestrichen und dadurch können die Kinder auf eine frühere Stufe zurückfallen.
· Dieses Modell hilft bei der Beratung viel besser als das Testen von Teilleistungsschwächen.
· Kinder kommen mit Unterschieden von bis zu 3 Jahren in die VS. Alle werden aber gleich unterrichtet. Kinder, die immer über ihrem Niveau unterrichtet werden, bleiben zurück.
· Die Schere zwischen gut und schlecht beträgt in der vierten Klasse 2 Jahre, in der 8. Klasse 5 Jahre.
· Bedeutung des freien Schreibens: mit Abschreiben und Nachschreiben überdecken schwache SchreiberInnen ihre Schwächen, indem sie die Lernwörter auswendig lernen.
· Bewertung der Fehler: Fehler ist ein Hinweis darauf, auf welchem Entwicklungsstand sich ein Kind befindet und welche Hilfe es braucht.

Die Kinder kommen mit sehr unterschiedlichem Niveau in die erste Klasse, die Eltern pathologisieren das Problem gern und in diese Not steigen private Institute ein und verlangen horrende Summen.
Was kann man tun?
· Die privaten Institute genau abchecken.
· Beim LSR ist eine Diskette mit einem LR-Programm von HR Petri gratis erhältlich; damit können die Kinder selbständig üben.
· Eltern sollten ihre Kinder bei der Schulpsychologie testen lassen und dann mit ihnen trainieren.
Der Legasthenieerlass löst das Problem nicht.
Die LehrerInnenfortbildung zielt darauf ab, auf verstehendes Lernen hin zu unterrichten.

LSI Liebscher

· BO wird in den Schulen unterschiedlich wahrgenommen. Wichtig wäre sie in der 7. Klasse. Man sollte sie in die Oberstufenreform einbringen.
· Bezüglich Schulentwicklung und Schulprogramm sind Schulen unterschiedlich weit.
Mit dem Schuljahr 2002/03 wird der Schwerpunkt auf die Evaluation gelenkt werden.
· LSR will Sammlung der steirischen Schulprogramme veröffentlichen.
· Der Trend in die BHS wird nicht zu stoppen sein, bis die AHS ein attraktives Oberstufenangebot haben wird.
· In diesem Schuljahr waren einige Schulen in der Unterstufe restlos überlaufen. In der Regel wählen die Direktionen nach Leistung aus.
Idee eines neuen Aufnahmeverfahrens ist ein Zwei-Phasen-Modell:
Phase 1 soll bis Mitte Mai abgeschlossen sein: die Eltern werden über die provisorische Aufnahme informiert.
Phase 2 bis Mitte Juni: alle, die nicht aufgenommen sind, können eine Zweitschule suchen.
Schule kann Aufnahmekriterien definieren.
Eltern haben das Recht, ihr Kind an mehreren Schulen anzumelden. Die Schule muss allerdings das Zeugnis abstempeln. Wenn sie den Stempel auf das Originalzeugnis gibt, weiß sie, dass sie die Erstwahl ist.
· Oberstufenreform:
Mit nur mehr 110 Pflichtstunden von 138 Stunden gesamt soll eine deutliche Scherpunktsetzung ab der 6. Klasse möglich sein.
Die Schule wird selbst entscheiden können, ob sie ein Kurssystem anbietet.
Die Schulaufsicht wird die Schwerpunkte regional koordinieren.
Allerdings ist die Autonomie der Oberstufe nur mit einer SCHOG-Novelle möglich.
· Jahresnormmodell wird für die AHS auch diskutiert, aber sicher noch lange nicht durchgeführt werden.

Begabtenförderung

Es wird über das PI ein steirisches Begabtenzentrum gegründet, das zuständig ist für die LehrerInnenfortbildung und Beratung.

Begabungsfaktoren:
Ein Mehrfaktorenmodell sieht Begabung als eine Kombination von überdurchschnittlichen intellektuellen Fähigkeiten mit Motivation und Kreativität im Kontext der Familie, der Schule und der Peer Gruppe.
„Begabende“ LehrerInnen lenken ihre SchülerInnen zu ihren eigenen Stärken hin, indem sie sie individuell beobachten und beraten.
Von Begabung spricht man bei überdurchschnittlichen Fähigkeiten auf
· intellektuellem Gebiet
· im sozialen Bereich
· künstlerischer Ebene
· psycho-motorischer Ebene, also im körperlich-kinästhetischen oder handwerklichen Bereich

Ein kreativitätsförderndes Klima wird im Unterricht geschaffen durch:
· Zulassen unkonventioneller Lösungsideen
· Unterstützung von Neugier, Entdeckerfreude und Offenheit
· Abwechseln von aktiven und ruhigen Phasen
· Anwendung verschiedener Denktechniken
· Üben konstruktiver Kritik

Lt § 45 dürfen SchülerInnen den Unterricht zum Zwecke der Begabungsförderung verlassen.

Akademielehrgang „Begabten- und Begabungsförderung“
Geplanter Start SS 01/02 oder WS 02/03
Für AHS, BMHS, APS, BS
Dauer: 4 Semester zu 240 UE
Inhalte: Erkennungsmerkmale von Begabungen, Diagnostik, Fördungsmöglichkeiten im Unterricht, Lernmotivation, kreative Arbeitsformen
Ziele: innovative didaktische Planung des Unterrichts, Realisierung neuer Konzepte
Zulassungsvoraussetzungen: Zustimmung durch die Direktion, kontinuierliche Teilnahme, Konzipieren und Durchführen eines Projektes, Refelctive Paper = Diplomarbeit
Abschluss: Zertifikat für Begabten- und Begabungsförderung

Berufspädagogische Akademie
Präsentiert ihre neuen Lehrgänge. Siehe www.bpa.asn-graz.ac.at

Fachhochschulen
Der Referent ist nicht gekommen. Ich werde ihn zur Dienstbesprechung am 15.4. einladen.
Hier eine Informationsseite http://iis.joanneum.at/iis/Html_Ger/projekte/sad/sad.html

Vorschau
Die ARGE plant als Informationsschwerpunkt für das nächste Schuljahr das Thema Drogen.


Protokoll Brigitte Jug